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Künstliche Intelligenz

Die Zukunft ist jetzt: Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt

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Veröffentlicht am 04. Dez 2020

Die Künstliche Intelligenz (KI) macht große Fortschritte und hat längst viele Bereiche unserer Wirtschaft und Gesellschaft erreicht – auch die Arbeitswelt. Das wurde deutlich auf dem Online-Symposium „KI in der Arbeitswelt”, das die Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft des BMAS im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft organisierte. 

Ob es um die Regelung der Temperatur im Wohnzimmer oder den Lieblingssong beim Workout geht: Viele Menschen assoziieren Künstliche Intelligenz (KI) mit intelligenten Haushaltsgeräten oder Freizeitaktivitäten. Das ganze Potenzial von KI ist hingegen weithin unbekannt und die Assoziationen haben meistens etwas mit Technologie zu tun. Nur wenige Berufstätige stellen eine unmittelbare Verbindung zwischen KI und ihrer Arbeit her. Dies ist nur einer der Gründe, warum die Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft im BMAS das Symposium „KI in der Arbeitswelt“ am 1. Oktober 2020 im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ausrichtete. Vier Stunden lang diskutierten Expert*innen von Sozialpartnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik darüber, wie KI zum Nutzen der Arbeitnehmer*innen eingesetzt werden kann.

„KI ist ein zentrales Element der Arbeitspolitik und für uns von größter Bedeutung“.

Dr. Julia Borggräfe

  • Übersicht:

    Die Grafik mit dem Titel „The Role of A.I. in Changing Skill Set Requirements and Vocational Education“ ist im Rahmen des gleichnamigen Workshops bei dem KI-Symposium entstanden und verdeutlicht durch Visualisierung einzelner Aspekte durch Bilder, welche neuen Anforderungen und Möglichkeiten KI im Kontext beruflicher Ausbildung und Befähigung mit sich bringt.

    Darstellung:

    Im Zentrum der Grafik steht die Abbildung eines Roboters und eines Menschen. Auf dem Roboter sowie auf dem violetten Blatt in seiner rechten Hand steht die Frage, was genau „KI-Fähigkeiten“ („AI skills“) sind. Diese Frage wird von verschiedenen Bildern, zum Beispiel von einem Smartphone, auf dem „AI inside“ zu lesen ist, oder einer Abbildung von drei blauen Personen links oben in der Grafik, unter denen „new digitals skills“ steht, umkreist und beantwortet. Die neuen Anforderungen an Auszubildende seitens der Firmen im digitalen Zeitalter werden durch zwei Arme visualisiert: Auf dem Ärmel des Arms links im Bild steht „firm“, auf der Handfläche wird das Wort „request“ serviert; auf dem Ärmel des Arms rechts in der Grafik steht „market“ und die Hand lässt das Wort „unemployment“ fallen. Durch ein offenes, lächelndes Buch mit gemalten Händen rechts oben in der Grafik, über dem das Wort „schools“ steht und das die Hand in Richtung der Wörter „personalized teaching“ ausstreckt, wird symbolisiert, wie KI das Lernen personalisierter gestalten kann. Zudem wird durch eine Sprechblase, in der „new job opportunities“ steht, auf neue Job-Möglichkeiten etwa im Bereich Big Data (abgebildet als Pfeil, der von der Sprechblase aus geht) verwiesen.

Denn in Bereichen wie Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und bei Bewerbungsprozessen oder im Hinblick auf veränderte Qualifikationsanforderungen zeigt sich: „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist auch in der Arbeitswelt angekommen und nicht nur ein rein technologisches Thema“, wie Dr. Julia Borggräfe, Abteilungsleiterin für Digitalisierung und Arbeitswelt im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), gleich zu Beginn der Veranstaltung feststellte.

Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Arbeits- und Technologiepolitik auf EU-Ebene

Die Europäische Union (EU) spielt eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung einer am öffentlichen Interesse orientierten und auf den Menschen ausgerichteten Entwicklung und Nutzung von KI. Darüber hinaus hat die EU die wichtige Möglichkeit, das öffentliche Verständnis und die Akzeptanz von KI über nationale Grenzen hinweg zu fördern. In diesem Zusammenhang kommt es entscheidend darauf an, die Zusammenarbeit zwischen Arbeits- und Technologiepolitik auf europäischer Ebene zu stärken. Neue Arbeitsformen haben Auswirkungen auf Arbeitsbedingungen, Entlohnung und soziale Sicherheit in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Deshalb hat die deutsche EU-Ratspräsidentschaft diese Themen unter dem Titel „Neue Arbeitswelt – Menschliche Arbeitswelt“ zu einem Schwerpunkt ihrer Agenda gemacht.

Die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit auf europäischer Ebene bekräftigte während des Symposiums auch Stefan Olsson, bei der EU-Kommission zuständig für das Thema Beschäftigung. Gleichzeitig warb er dafür, das große Potenzial der KI in den Vordergrund zu stellen, anstatt ihre Nachteile zu fürchten. Es sei wichtig, sich der Herausforderungen bewusst zu sein, die ein möglicher Arbeitsplatzverlust durch KI mit sich bringe. „Doch wir wissen aus der Geschichte, dass derartige Transformationen am Ende oft mehr Arbeitsplätze schaffen“, sagte Olsson.

Politik soll kreativ denken, nicht defensiv handeln

Aber wie schaffen wir es, den Übergang in die Zukunft der Arbeit so reibungslos wie möglich zu gestalten? Ein entscheidender Aspekt ist es, eine Brücke zwischen alten und neuen Berufen zu bauen – und das bedeutet kontinuierliche Weiterbildung. Hier forderte Olsson die Beschäftigungs- und Sozialpolitiker*innen zu Offenheit und Kreativität auf. Er verwies zur Veranschaulichung auf konkrete EU-Projekte, darunter etwa die Europäische Agenda für Kompetenzen und den Europäischen Sozialfonds mit seinen zahlreichen Programmen, und machte deutlich, dass „der Bau einer solchen Brücke für die EU von hoher Priorität ist“.

  • Übersicht:

    Die Grafik mit dem Titel “The Role of A.I. in the Recruitment Process“, entstanden im gleichnamigen Workshop, beschäftigt sich zeichnerisch mit der Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden.

    Darstellung:

    Die Grafik zeigt in verschiedenen Einzeldarstellungen, welche Möglichkeiten, Beschränkungen, Chancen und Herausforderungen es für den Einsatz von KI im Rekrutierungsprozess gibt: Das Fehlen von Regulierung für KI im Einstellungsprozess oder die Gefahr von diskriminierenden Algorithmen werden zum Beispiel durch eine Frau (zentral in der Grafik) dargestellt, die jeweils in einer Hand ein Dokument hoch hält und eines der Dokumente an einen Roboter rechts neben ihr übergibt, der gleichzeitig mit seinem anderen Arm ein weiteres Dokument in einen Behälter verschwinden lässt. Ein anderes Beispiel wird durch einen Roboter (rechts mittig) dargestellt, der mit einer Lupe auf mehrere Unterlagen schaut. Ebenso werden positive Auswirkungen von KI auf Rekrutierungsprozesse, wie zum Beispiel mehr Effizienz im Ablauf oder eine größere Diversität in der Bewerber*innenauswahl durch die Einbindung von KI in Entscheidungsprozesse, dargestellt. Die zentralen Ergebnisse der Diskussion, abgebildet als Wörter in einer roten Wolke oben rechts im Bild, sind: das Recht auf Nachverfolgung, Haftung und Verantwortung, faire Algorithmen, Vor- und Nachprüfung, Informationen, Transparenz und Datenvorverarbeitung.

Miteinander reden, sich gegenseitig inspirieren, in einer sich ständig verändernden Welt in Kontakt bleiben: So wie sich die KI selbst ständig weiterentwickelt, muss auch die politische Arbeit auf europäischer Ebene sich aus einem kontinuierlichen Informationsaustausch speisen. Dr. Markus Dicks, Projektleiter des Observatoriums für Künstliche Intelligenz in Arbeit und Gesellschaft (kurz: KI-Observatorium im BMAS), und Wiebke Dorfs, Policy Advisor im KI-Observatorium, betonten die Bedeutung des Austauschs auf europäischer Ebene. Das KI-Observatorium hat die Aufgabe, KI in Gesellschaft, Arbeitswelt und Wirtschaftsleben zu beobachten, zu entwickeln und partizipatorisch zu gestalten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Dialog mit KI-Entwickler*innen, KI-Anwender*innen und der Gesellschaft insgesamt, insbesondere auf europäischer Ebene. Das KI-Observatorium im BMAS arbeitet daher daran, sein Netzwerk auf andere vergleichbare Einrichtungen in anderen EU-Ländern auszudehnen und bewährte Verfahren der evidenzbasierten Politikgestaltung auszutauschen.

Künstliche Intelligenz: Die Zukunft ist schon da

„Über KI sprechen wir meist im Futur. Dabei ist sie längst Teil unseres Alltags“, sagte Stefan Olsson. Viele Unternehmen – wie etwa Siemens – nutzen KI bereits als Hilfsmittel. In der Podiumsdiskussion „KI in Unternehmen – Einblicke in die Arbeitswelt“ stellte Tobias Frenzel von Siemens den HR-Chatbot CARL vor, der den Mitarbeiter*innen die Suche im Intranet des Unternehmens erleichtert. Er berichtete, dass CARL häufig genutzt und sehr geschätzt wird. Das Spektrum der KI-Anwendungen ist jedoch viel breiter und erstreckt sich auch auf Bereiche der Sprache: „Außer für Chatbots kommt KI auch vermehrt in Textprogrammen zum Einsatz“, sagte Prof. Aleksandra Przegalinska von der Kozminski-Universität in der Podiumsdiskussion.

Angesichts der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für KI stellt sich die Frage: Wie kann die Regierung die Entwicklung dieser Technologie in der Arbeitswelt unterstützen? Für Dr. Georg von Richthofen, Forscher am Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, sind Initiativen wie das KI-Observatorium der richtige Weg, denn sie helfen Unternehmen, darüber nachzudenken, wie der Einsatz von KI die Mitarbeiter*innen bei ihrer Arbeit unterstützen kann.

  • Übersicht:

    Die Grafik mit dem Titel „The Role of A.I. in Occupational Safety and Health” aus dem gleichnamigen Workshop setzt sich mit der Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz auseinander.

    Darstellung:

    Die Grafik ist in drei Themenfelder gegliedert: „Keynote“ (gelber Kasten oben links), „Beispiele“ (gelber Kasten unten links) sowie „Bedrohungen und Chancen“ (zwei gelbe Kasten rechts untereinander). Das Feld „Keynote“ zeigt auf, dass KI die Arbeitswelt verändern wird und dieser Prozess gestaltet werden muss. Dies ist zum Beispiel abgebildet durch eine Sprechblase rechts neben einem Roboterkopf, in der „AI will change work“ steht, sowie durch eine Sprechblase rechts neben einem Spielwürfel, in der „we can't leave it to chance“ steht. Im Feld „Beispiele“ wird auf Risikoabschätzung für cyber-physikalische Systeme (über den Worten „risk assessment for cyber-physical systems“ ist ein weißer Zollstock abgebildet), aber auch eine erhöhte Komplexität in der Arbeitswelt (die Wörter sind in einem schwarzen Rechteck in der linken unteren Ecke des gelben Kastens abgebildet) hingewiesen. In den gelben Kästen rechts in der Grafik sind die Chancen durch den Einsatz von KI im Bereich Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz dargestellt. Das sind unter anderem schnellere Analyseverfahren (rechts neben den Wörtern „faster analysis“ ist eine Mikroskop abgebildet), höhere Sicherheit im Straßenverkehr (links neben den Wörtern „increased road safety“ ist ein lächelndes Auto abgebildet) oder mehr Transparenz (links neben dem Wort „transparency“ ist eine Brille abgebildet). In dem gelben Kasten darüber werden die Risiken von KI in diesem Kontext dargestellt, wie zum Beispiel die Überwachung von Arbeitnehmer*innen am Arbeitsplatz (über den Wörten „monitoring and surveillance“ ist eine große Lupe abgebildet).

Die Veranstaltung schloss mit einigen offenen Fragen, aber auch mit vielen neuen Erkenntnissen und Ideen. „Ich habe definitiv Neues über KI gelernt“, sagte Michael Schönstein, Leiter des Teams Analysen der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft im BMAS. Er regte an, die Diskussion über die von KI aufgeworfenen Fragen fortzuführen. Und genau das wird auch geschehen: Da das Symposium Teil einer virtuellen Konferenzreihe zur Zukunft der Arbeit ist, gibt es viel, worauf man sich freuen kann. Die Reihe wird im Laufe dieses Monats mit einem Peer Review der Plattformökonomie und einer hochrangig besetzten Podiumsdiskussion über berufliche Bildung fortgesetzt.