Plattformökonomie
Arbeitsgruppe „Algorithmisches Management“
Aktualisiert am 22. Mär 2023 Veröffentlicht am 11. Okt 2022
Die digitale Transformation der Arbeitswelt bringt neue Aufgaben und Herausforderungen mit sich - von der Arbeitsorganisation in den Betrieben und den Anforderungen an Führungskräfte über die Vermittlung von Fähigkeiten und Wissen bis hin zu neuen Geschäftsmodellen und Formen von Arbeit. Im Rahmen des Digitalgipfels der Bundesregierung wird die Arbeitsgruppe „Algorithmisches Management“ Handlungsbedarfe analysieren und Handlungsoptionen entwickeln.
Arbeitsgruppe zur Gestaltung der Voraussetzungen für eine soziale und nachhaltige Datennutzung im Interesse des Gemeinwohls
Um die Handlungsfelder für die Gestaltung der Arbeitswelt, die sich aus der Anwendung von algorithmischen Management (AM) ergeben, frühzeitig zu identifizieren, haben das BMAS und die IG Metall gemeinsam eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe (AG) mit VertreterInnen aus Forschung, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Personal- und Betriebsräten, Unternehmen aus Industrie und Plattformwirtschaft sowie öffentlicher Verwaltung unter Vorsitz von Dr. Johanna Wenckebach, wissenschaftliche Direktorin des Hugo-Sinzheimer-Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, einberufen. Die AG hat sich zur Aufgabe gemacht, in einem ersten Schritt die Wirkungen von AM in der Arbeitswelt zu diskutieren, zentrale Handlungsfelder zu benennen und Ansätze einer guten Praxis zu identifizieren.
Die Ad-Hoc-Arbeitsgruppe wird unter Berücksichtigung von unterschiedlichen Perspektiven Zielkonflikte, Handlungsbedarfe und Elemente „guter Praxis“ für den Einsatz von AM in den Betrieben herausarbeiten. Der inhaltliche Fokus liegt dabei auf der Gestaltung der Voraussetzungen für eine soziale und nachhaltige Datennutzung im Interesse des Gemeinwohls. Dafür muss neben den Chancen auch in den Blick genommen werden, dass die zunehmende Digitalisierung zu einer dynamischen Vergrößerung des Machtgefälles zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern führt, insbesondere aufgrund des häufig exklusiven Zugriffs der Unternehmen auf die Daten als Grundlage der Datenökonomie und der damit verbundenen Steuerungsmöglichkeit und Kontrolle.
„Es ist unsere Aufgabe, kluge Rahmenbedingungen für unsere Arbeitsgesellschaft zu schaffen. Der Einsatz von digitalen Technologien, etwa von KI, wird für unsere Arbeitswelt immer wichtiger. Klar ist, dass Technologie dem Menschen, dem Beschäftigten dienen muss – und nicht umgekehrt. Beim Einsatz algorithmischer Steuerung in der Arbeitswelt ist dies umso wichtiger – und genau deswegen müssen wir uns mit dem Thema befassen.“
Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales
Datengetriebene Geschäftsmodelle gewinnen an Bedeutung und damit verbunden der Einsatz von algorithmischen Instrumenten in der Arbeitswelt. Durch den Einsatz solcher Instrumente lassen sich auch Arbeitsprozesse und Aufgabenausführung durch Algorithmen steuern und optimieren. Dies wird vielfach unter dem Begriff AM (AM) zusammengefasst. Mit der Nutzung datenbasierter Anwendungen sind Chancen und Potenziale verbunden. Diese auch für Beschäftigte und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen zu nutzen, setzt Beteiligung voraus. Werden dagegen die Interessen und Bedürfnisse der Beschäftigten nicht einbezogen, wächst das Risiko einer Arbeitsintensivierung und einer verstärkten Standardisierung und Überwachung ihrer Tätigkeit.
Für die Gestaltung einer modernen und sozialen Arbeitsgesellschaft muss technologischer Fortschritt zugleich auch sozialer Fortschritt sein: Technologischer Fortschritt und die Humanisierung der Arbeitswelt müssen zusammengehen.
„Algorithmisches Management hat große Potenziale, um Arbeitsbedingungen zu verbessern, Produktivität zu sichern und durch Entlastung von Beschäftigten dem Fachkräftemangel zu begegnen. Beim Einsatz in den Betrieben werden aber auch Risiken deutlich. Fragen zum Datenschutz, zu Anti-Diskriminierung oder auch zum Arbeitsschutz sollten daher nicht aus dem Blick geraten. Es stellen sich neue Verteilungsfragen. Als Gewerkschaft wollen wir diese im Sinne der Beschäftigten gestalten. Wie kann algorithmisches Management zu guter Arbeit beitragen und was brauchen wir dafür? Das sind aus meiner Sicht die zentralen Fragen, die angepackt werden müssen.“
Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall
Erste Ergebnisse der Arbeit dieser interdisziplinären Arbeitsgruppe stellten das BMAS und die IG Metall auf dem diesjährigen Digitalgipfel der Bundesregierung vor. In der Session „Daten und Gute Arbeit - algorithmisches Management im Fokus“ diskutierte am 9. Dezember Bundesminister Hubertus Heil gemeinsam mit Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, und Dr. Johanna Wenckebach, wissenschaftliche Direktorin des Hugo-Sinzheimer-Instituts der Hans-Böckler-Stiftung und Vorsitzende der Arbeitsgruppe, über die Handlungsfelder und Voraussetzungen für gute Praxis von AM im betrieblichen Kontext. Sonja Köhne, Doktorandin am Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, flankierte die Session mit neuesten Erkenntnissen zum wissenschaftlichen Diskurs rund um das Thema AM.
„Der Austausch in der Arbeitsgruppe zeigt Bedarf für Forschung und rechtspolitische Debatten für den passenden rechtlichen Rahmen. Aber ganz klar sind bereits die Bedingungen erkennbar, unter denen Algorithmen für alle Beteiligten gewinnbringend eingesetzt werden können. Dazu gehört, gute Arbeit schon beim Design von algorithmischen Management-Systemen als Ziel zu setzen und Beschäftigte und ihre Interessenvertretungen frühestmöglich einzubeziehen. Sozial- und Betriebspartner haben wichtige Gestaltungsaufgaben, für die es erste Vorbilder aus der Praxis gibt.“
Dr. Johanna Wenckebach, wissenschaftliche Direktorin des Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Hans-Böckler-Stiftung
Vorsitzende
Dr. Johanna Wenckebach
Wissenschaftliche Leiterin des Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeitsrecht (HSI) der Hans-Böckler-Stiftung
Mitglieder
Thorben Albrecht
Leiter des Funktionsbereichs Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik, IG Metall VorstandDr. Florian Butollo
Leiter der Forschungsgruppe "Arbeiten mit Künstlicher Intelligenz" im Weizenbaum-Institut für die vernetzte GesellschaftFrederik Fahning
Founder und Managing Director bei ZenjobSigrid Heudorf
Senior Vice President, Competitive Workforce, Deutsche Telekom AGStephan Kaulbach
Head of Data Intelligence Center bei der Deutsche Bahn AGProf. Dr. Eva Kocher
Professurinhaberin Bürgerliches Recht, Europ. und Dt. Arbeitsrecht an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)Dietmar Kuttner
GBR-Mitglied bei der Siemens AGJörg Parsenow
BR-Mitglied bei Ford Werke GmbH KölnFrank Remers
Sprecher KBR-Fachausschuss Personaldatensysteme bei IBM DeutschlandDr. Bernhard Rohleder
Hauptgeschäftsführer bei BITKOM e.V.Peggy Schreiber-Geyer
Leiterin Mitbestimmung und Tarifrecht, Deutsche Bahn AGLothar Schröder
Mitglied Aufsichtsrat Telekom bei der Deutsche Telekom AGDr. Ulrike Spangenberg
Leiterin der Geschäftsstelle Gleichstellungsbericht bei der Bundesstiftung GleichstellungProf. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider
Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Recht der Datenwirtschaft, des Datenschutzes, der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz an der Friedrich-Wilhelms-Universität BonnMatthias Spielkamp
Mitgründer und Geschäftsführer bei AlgorithmWatchProf. Dr. Philipp Staab
Inhaber der Professur „Soziologie der Zukunft der Arbeit“ an der Humboldt Universität zu Berlin und am Einstein Center Digital Future (ECDF)Oliver Suchy
Abteilungsleiter Grundsatz und Gute Arbeit beim DGBDr. Stefan Voß
Gruppenleiter "Arbeitsstätten, Maschinen- und Betriebssicherheit" bei der BAUASemih Yalcin
GBR-Vorsitzender bei Lieferando