Springe direkt zum: Inhalt

Video | 06. - 08. Mai 2019 Berlin

Rückblick zur re:publica19

Vom 6. bis 8. Mai 2019 zog die Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft um: Auf der re:publica 19 wurde an drei Tagen gemeinsam mit mehr als 70 Gästen über das Thema „Wie verändern sich Macht- und Kooperationsverhältnisse in der Digitalen Transformation“ nachgedacht, debattiert, gestritten und beratschlagt.

Aktueller Schwerpunkt der Denkfabrik: Macht und Kooperation

Die digitale Transformation verändert unsere Alltagskultur, die Art, wie wir kommunizieren, lernen, lesen, einkaufen, arbeiten oder Geschäfte machen. Sie wirkt auch grundsätzlich: Sie verändert die Grundlagen unserer Beziehungen – das "Zwischen-uns", also das Öffentliche, das Politische, das Strukturelle und Intersubjektive, eben das, was aus vielem Einzelnen eine Gesellschaft bildet.

Überall stellen sich Machtfragen neu. In der Vergangenheit wurde oft das Bild der "Verflüssigung" gewählt: Angesichts eines "Datenmeeres" gerieten gelernte Formen "ins Schwimmen", Grenzen schienen sich "aufzulösen", der "Aggregatzustand der Gesellschaft" zu verändern und als eine mögliche Antwort wurde "liquid democracy" diskutiert. Inzwischen tritt deutlicher hervor, worum es in der digitalen Transformation eigentlich geht: um eine komplexe und weitreichende Verschiebung von Machtverhältnissen. Sei es das Verhältnis von Staat und Zivilgesellschaft, von Produzenten und Konsumenten, von Politik und Medien, von Hierarchien in Bildungs- oder Arbeitskontexten, von Staaten oder Unternehmen untereinander, von Menschen und Maschinen oder auch das Verhältnis des Individuums zu sich selbst: Damit stellen sich prinzipielle Fragen: Was ist eigentlich Macht? Was unterscheidet sie von Herrschaft? Welche Institutionen können Macht fruchtbar machen und einhegen? Passen unsere "Checks and Balances" in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Arbeit noch? Oder bedürfen sie einer Aktualisierung oder Neuausrichtung? Wie gehen wir persönlich mit Macht um? Und was macht sie mit uns und unseren individuellen Beziehungen?

Das Bewusstsein für Macht ist neu erwacht. Es kann anknüpfen an umfassende Analysen aus den vergangenen Jahrhunderten. Vor allem im 20. Jh. wurden auch die produktiven Seiten von Macht umfassend beschrieben. Eine neue Perspektive ergibt sich dabei aus der noch jungen anthropologischen Kooperationsforschung. Ihr zufolge zeigt sich, dass die Fähigkeit zur Kooperation der eigentliche Erfolgsfaktor der menschlichen Spezies ist. Die Digitalisierung scheint diese Fähigkeit zu begünstigen – im Guten wie im Schlechten. So gewinnen neue, sich digital organisierende Bewegungen und Organisationsformen zunehmend an Bedeutung und damit an Macht – was ganz neue Fragen aufwirft.

Die Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales untersucht in einem etwa einjährigen Programmschwerpunkt die Verschiebung von Macht- und Kooperationsverhältnissen in der digitalen Transformation. Den Auftakt bildete das Programm auf der re:publica 2019. Seitdem wird das Thema bis Mitte 2020 in unterschiedlichen Veranstaltungen und Publikationen weiterverfolgt.

re:publica Bildergalerien