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KI in der Verwaltung

Mit Künstlicher Intelligenz die Verwaltung modernisieren: Für mehr Sicherheit in der Bauwirtschaft

Veröffentlicht am 16. Aug 2023

Gute Arbeit ist sichere und gesunde Arbeit: In einem Leuchtturm-Projekt fördert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die Entwicklung einer KI-Anwendung bei der BG BAU, die dabei hilft, Arbeitsunfälle zu vermeiden und die Verwaltung digitaler und effizienter zu machen.

Ob durch Ablenkung oder Unachtsamkeit, Fehler oder Unfälle passieren im Arbeitsalltag regelmäßig. In der Baubranche können sie fatale Folgen für die Beschäftigten haben: In diesem Sektor kommt es, häufig durch Abstürze auf Baustellen, zu überdurchschnittlich vielen schweren und leider auch tödlichen Unfällen – auch weil vorgesehene Richtlinien für den Arbeitsschutz oft nicht oder nur teilweise angewendet werden.

Hoher Beratungsbedarf, beschränkte Kapazitäten

Unternehmen in der Bauwirtschaft in puncto Arbeitssicherheit zu beraten und bei der Umsetzung von Maßnahmen zu unterstützen, mit denen Unfälle vermieden werden können, ist daher besonders wichtig. Diese Präventionsarbeit ist eine der Hauptaufgaben der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) als Unfallversicherungsträger. Eines der wichtigsten Instrumente dafür: Der persönliche Kontakt von Aufsichtspersonen mit Unternehmen, zum Beispiel in der Form umfassender Beratungsgespräche oder Baustellenbesichtigungen.

Allerdings ist die BG BAU für ca. 638.000 Mitgliedsunternehmen zuständig und Präventionsarbeit kostet viel Zeit. Die 512 Aufsichtspersonen können deshalb nur rund zehn Prozent der Unternehmen mit erhöhtem Beratungsbedarf kontaktieren, umfangreiche Beratungsgespräche oder Besuche auf den Baustellen sind sogar nur bei circa einem Prozent möglich. Auf Grund des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklungen lässt sich die Zahl der Aufsichtspersonen nicht einfach immer weiter erhöhen. Deshalb sucht die BG BAU nach Möglichkeiten, die Effizienz der Präventionsarbeit durch den Einsatz digitaler Technologien zu steigern.

KI-Anwendung soll Fachpersonal unterstützen 

Hierbei wird sie nun vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) mit gefördert. In einem neuen Leuchtturm-Projekt wird eine KI-Anwendung entwickelt, die Aufsichtspersonen bei der Auswahl von Unternehmen unterstützt, die am dringendsten kontaktiert werden müssen. Gerade in diesem Auswahlprozess steckt viel Potenzial für eine Optimierung mit Hilfe von KI, da er bislang auf manuell erstellten Tabellen beruht, die wegen des damit verbundenen Aufwands selten aktualisiert werden können und nur wenige Kennzahlen und Anhaltspunkte für die Entscheidung der Aufsichtspersonen enthalten. Mit der Rechenleistung einer KI können demgegenüber große Mengen relevanter Daten, wie zum Beispiel historische Unfallzahlen in Unternehmen, schnell verarbeitet und so aufbereitet werden, dass die Aufsichtspersonen der BG BAU Unternehmen mit erhöhtem Beratungsbedarf schneller und gezielter identifizieren können.

Eine moderne, effiziente und zukunftsfähige Verwaltung

Das vom BMAS unterstützte KI-Leuchtturmprojekt ist ein konkretes Beispiel für die mit der Einführung von KI in der Verwaltung verbundenen Vorteile. Aber die Umsetzung solcher Innovationen ist auch mit hohen Anforderungen verbunden: So müssen KI-Anwendungen in der Verwaltung unter anderem besonders zuverlässig, diskriminierungsfrei und kontrollierbar sein. Um dies zu gewährleisten, wendet die BG BAU die „Selbstverpflichtenden Leitlinien für den KI-Einsatz in der behördlichen Praxis der Arbeits- und Sozialverwaltung“ an, die zuvor im vom BMAS koordinierten Netzwerk „KI in der Arbeits- und Sozialverwaltung“ entwickelt wurden. Im Netzwerk haben über 40 Expert*innen aus 20 Behörden der Arbeits- und Sozialverwaltung, zu denen auch die BG BAU selbst gehört, ihre Praxiserfahrung eingebracht, um eine anwendungsbezogene Orientierungshilfe für die Umsetzung von KI-Projekten in den Behörden zu entwickeln.

Die Leitlinien sehen zum Beispiel vor, dass die Ergebnisse von KI-Anwendungen für die Beschäftigten in der Verwaltung immer transparent und nachvollziehbar sein müssen. Daher erhalten die Aufsichtspersonen der BG BAU nicht nur eine Auswahl an Unternehmen mit einem durch die KI errechneten erhöhten Beratungsbedarf, sondern ergänzende Daten und Fakten, mit deren Hilfe sie die Auswahl auch verstehen und bewerten können.

Als praxisorientierte Hilfe für KI-Projekte beschleunigen die Leitlinien die Einführung von KI-basierten Innovationen in den Behörden und stellen sicher, dass die Verwaltungsmodernisierung verantwortungsvoll erfolgt und unmittelbar den Bürger*innen zugutekommt. So wie nun bei der BG BAU, wo der KI-Einsatz schweres menschliches Leid verhindern und die Aufsichtspersonen entlasten wird. Durch die Reduktion der hohen Kosten für Entschädigung und Rehabilitation – die BG BAU rechnet mit einem Einsparpotenzial von rund 264 Mio. Euro – und durch die Abfederung des Fachkräftemangels trägt das Projekt außerdem zur Stabilität des Systems der sozialen Sicherung in Deutschland bei.

KI-Leuchtturm mit Strahlkraft

Das Projekt wird im Zeitraum von Februar 2023 bis Mai 2024 mit insgesamt 3,5 Mio. Euro gefördert. Als Leuchtturm-Projekt mit Modellcharakter soll es die Verwaltungsmodernisierung auch in anderen Behörden voranbringen. Die Ergebnisse können auf weitere Träger der gesetzlichen Unfallversicherung und auf darüber hinausreichende Anwendungsfälle im Geschäftsbereich des BMAS übertragen werden. Sie dienen zudem der Erprobung und Weiterentwicklung der Leitlinien und fließen in die Arbeit des „Netzwerks KI in der Arbeits- und Sozialverwaltung“ ein.