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re:publica | 05. Jun 2023 Arena Berlin & Festsaal Kreuzberg

Rückblick: re:publica 23

Auf der diesjährigen re:publica stand das Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Mittelpunkt. Die Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft zeigt am ersten Tag des Festivals für die digitale Gesellschaft mit ihren Projekten, Initiativen und Maßnahmen, wie sie die zukünftige Arbeitswelt geprägt durch KI mitgestaltet.

Bei den vier Sessions wurden unter anderem vielversprechende Ideen für gemeinwohlorientierte KI-Anwendungen ausgezeichnet und die Potenziale von KI für eine moderne Verwaltung demonstriert. Zusätzlich wurden Potenzialfelder für den Einsatz von KI für das Gemeinwohl im Rahmen des Workshops der ressortübergreifenden Initiative "Civic Coding ‒  Innovationsnetz KI für das Gemeinwohl" von BMAS, BMUV und BMFSFJ* aufgedeckt sowie das neue Civic Coding-Webportal vorgestellt und es wurde über Zukunftsszenarien zum Thema „Arbeiten mit KI“  diskutiert.

Podiumsdiskussion „Sozialstaat 4.0“

Welche Rolle digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz für eine moderne, digitale Verwaltung spielen, wurde auf der Podiumsdiskussion "Sozialstaat 4.0 - Was macht eine innovative Verwaltung aus?" diskutiert. Ein Beispiel ist das vom BMAS geförderte Leuchtturmprojekt bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU), in dem KI eingesetzt wird, um den Arbeitsschutz zu verbessern und Unfälle auf Baustellen zu verhindern. KI-gestützt sollen die Beschäftigten der BG BAU künftig noch gezielter die Baustellen beraten, bei denen das Risiko für Arbeitsunfälle am höchsten ist. Das Projekt zeigt, wie KI die öffentliche Verwaltung moderner, effizienter und damit zukunftsfähiger machen kann.

In dem Projekt werden außerdem die „Selbstverpflichtenden Leitlinien für den KI-Einsatz in der behördlichen Praxis" erprobt, die im „Netzwerk KI in der Arbeits- und Sozialverwaltung“ erarbeitet wurden.

Preisverleihung des Ideenwettbewerbs der Civic Innovation Platform

Bei der 3. Preisverleihung im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Gemeinsam wird es KI“ der Civic Innovation Platform (CIP) wurden auf der re:publica 27 Ideen für gemeinwohlorientierte KI-Anwendungen ausgezeichnet. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gratulierte den Preisträger*innen per Videobotschaft und hob die gesellschaftliche Bedeutung ihres Engagements hervor. Anschließend übergab er den Staffelstab an Nermin Fazlic, vertretungsweise betraut mit der Wahrnehmung der Aufgaben von Lilian Tschan, Staatssekretärin im BMAS, der die Ideen der aus ganz Deutschlang angereisten Gewinner*innen-Teams prämierte.

Die Spannbreite der Ideen umfasst das gesamte Spektrum der Themen des BMAS ‒ von Ideen die durch barrierefreie und inklusive KI-Anwendungen dazu beitragen möchten, dass mehr Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können oder einen Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Andere zielen darauf ab, Arbeitsprozesse für Menschen einfacher, verständlicher und schneller oder Prozesse der öffentlichen Verwaltung flexibler, effizienter und transparenter zu gestalten. Ein weiterer Themenkomplex sind Ideen, die bei der täglichen Arbeit unterstützen oder entlasten oder die (psychische) Gesundheit schützen.  Die Teams erwartet nun neben dem Preisgeld in Höhe von bis zu 20.000 Euro zunächst ein umfangreiches Unterstützungsprogramm in Form von Beratungs-, Vernetzungs- und Workshop-Angeboten.

Als kreativen Programmpunkt zeigte der Künstler Roman Lipski mittels einer interaktiven Live-Performance wie Kunst und KI im Zusammenspiel wirken können: So entstand ein gemeinsames Werk zwischen Künstler, Künstlicher Intelligenz und den Gästen der Preisverleihung. Nach der Preisverleihung hatten die Teams die Möglichkeit, sich für gegenseitige Inspiration zu vernetzen und sich mit Expert*innen auszutauschen.

Workshop Gemeinsam Technik sozial gestalten - Civic Coding

Beim Civic Coding-Workshop "Meinwohl, Deinwohl - KI für das Gemeinwohl?" haben sich rund 50 Festival-Besucher*innen gemeinsam mit der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft sowie ihren Civic Coding-Partnerressorts, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) auf die Spurensuche begeben und Potenzialfelder für den Einsatz von KI für das Gemeinwohl aufgedeckt. An unterschiedlichen Tischen wurden ko-kreativ Fragestellungen zu verschiedenen gesellschaftlich relevanten Themen wie gesellschaftliche Teilhabe, neue Arbeitswelten, Chancengleichheit, ökologische Nachhaltigkeit und Partizipation entwickelt. Eine Auswahl der so entstandenen Fragen soll als Challenges die Basis für ein geplantes Civic Coding-InnovationCamp bilden. Im Rahmen des InnovationCamps sollen diese dann weiter ausgearbeitet und in konkrete Projektideen verwandelt werden. Es ist geplant, die besten Ideen auszuzeichnen und ihre Ausarbeitung finanziell zu unterstützen. Welche Challenges es tatsächlich ins Civic Coding-InnovationCamp schaffen, können Sie in Kürze auf www.civic-coding.de mitentscheiden!

Interaktiver Workshop AI at work - welche Arbeitswelt wollen wir gestalten?

Die Teilnehmer*innen des Workshops diskutierten über die Rolle von KI bei der Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft und der Interaktion zwischen Mensch und Maschine im Jahr 2030. Es wurden fünf Szenarien vorgestellt, die mit Hilfe von Werkzeugen der Strategischen Vorausschau eine Bandbreite unterschiedlicher Entwicklungsmöglichkeiten darstellen. Im Transformationsszenario werden intelligente Systeme menschenzentriert eingesetzt, sodass sie nicht nur zur Wertschöpfung beitragen, sondern vor allem auch die Qualität der Arbeit verbessern. Dabei werden die Beschäftigten bereits in den Einführungsprozess einbezogen, um ihre Kompetenzen und Bedürfnisse von Anfang an zu berücksichtigen. Im Automationsszenario hingegen geraten die Angestellten als "verlängerter Arm" in eine Abhängigkeit von KI-Systemen, deren punktueller Einsatz vor allem auf Effizienzgewinne abzielt. In den moderierten Gruppendiskussionen wurden die fünf Szenarien - Transformation, Automation, Industrie 4.0, Plattformökonomie und ein Ambivalenzszenario - miteinander verglichen und erstrebenswerte und unerwünschte Aspekte identifiziert. Dabei wurde deutlich, dass eine wichtige Chance von KI darin liegt, den Raum dafür zu schaffen, dass sich Menschen am Arbeitsplatz besser entfalten können. Im Anschluss daran tauschten sich die Teilnehmer*innen über Maßnahmen aus, mit denen die Entwicklung positiv gestaltet werden kann. Als wichtigste Hebel wurden dabei die Förderung digitaler Kompetenzen, notwendige Anpassungen des Schulsystems sowie die Rolle von Führungskräften und von Mitbestimmung bei der Einführung von KI genannt. Auch über die Notwendigkeit einer Regulierung zur Maximierung der positiven Aspekte und zur Minimierung möglicher negativer Auswirkungen von KI wurde diskutiert.

Speaker:innen

  • BMAS

    Ana Dujić leitet seit Januar 2022 die Abteilung „Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft“ im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Zuvor hat sie in der vergangenen Legislaturperiode im Leitungsstab von Olaf Scholz im Bundesministerium der Finanzen das Referat „Strategie, Digitaler Wandel und Gesellschaftlicher Dialog“ geleitet und in dieser Funktion die Digitalthemen des Finanzministeriums politisch koordiniert sowie die Digitaldossiers der SPD-Ressorts innerhalb der vormaligen Großen Koalition. Vor ihrer Tätigkeit für die Bundesminister Heil und Scholz hatte sie sieben Jahre für den jetzigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier gearbeitet, als seine persönliche Referentin während seiner Zeit als Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, als Leiterin Außenwirtschaft während seiner zweiten Amtszeit als Bundesaußenminister und zuletzt als Leiterin des ersten Grundsatzreferates Digitalisierung im Bundespräsidialamt. Ana Dujić ist Politikwissenschaftlerin, sie studierte in München und Paris.

  • Leitung Abteilung Grundsatzfragen, BMAS

    Nermin Fazlic ist seit März 2018 Leiter der Abteilung Grundsatzfragen im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Derzeit ist er vertretungsweise mit der Wahrnehmung der Aufgaben von Staatssekretärin Lilian Tschan betraut. Seit 1999 war er in verschiedenen Funktionen für die SPD-Bundestagsfraktion tätig. Vor seinem Wechsel ins BMAS war er zuletzt im Planungsstab des damaligen Generalsekretärs der SPD, Hubertus Heil.

  • Stellv. Abteilungsleiter BG BAU

    Als stellvertretender Leiter der Abteilung Digitalisierung & Unternehmensentwicklung ist Jakob Kort mitverantwortlich für die Weiterentwicklung der BG BAU zu einem dienstleistungsorientierten, kundenzentrierten Sozialversicherungsträger. Neben dem Aufbau agiler, auf Kooperation angelegter Organisationseinheiten, arbeitet er aktuell an der Etablierung eines Ökosystems zur Steigerung der Innovationskraft der SV-Träger. Zudem unterstützt er im Auftrag der DGUV Länder wie Bangladesch oder Nepal bei der Weiterentwicklung ihrer Gesundheitssysteme. Jakob Kort studierte Politik, Sozialwissenschaften und Geschichte in Berlin und Paris und absolvierte einen MBA in General Management in Cambridge und Berlin.

  • Professorin für Informatik, RPTU, Campus Kaiserslautern

    Prof. Dr. Katharina A. Zweig ist studierte Biochemikerin (2001) und Bioinformatikerin (2006) mit Promotion in der Informatik in Tübingen (2007), bis 2009 als Postdoc in Ungarn im Bereich der statistischen Physik.

    Seit 2012 ist sie Professorin an der TU Kaiserslautern und Leiterin des Algorithm Accountability Labs. Dabei war sie federführend in der Konzeption und Koordination des Studiengangs „Sozioinformatik“. Dieser beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Informatik auf die Gesellschaft.

    Katharina Zweig wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem DFG Communicatorpreis 2019.

    Ihr Hauptforschungsgebiet: wann kann welcher Algorithmus sinnhaft auf welche Datenmenge und Fragestellung angewendet werden („Algorithm literacy“)? Ebenso beschäftigen sie Fragen nach der „Algorithm Accountability“, der Überprüfbarkeit der Berechnungen von Algorithmen und ihrer Interpretation, wenn die Algorithmen selbst nicht offengelegt sind.

  • Publizist und Kommentator

    Mads Pankow ist Publizist und Kommentator des digitalen Wandels. Er hält europaweit Vorträge zu Künstlicher Intelligenz und Gesellschaft. Dabei interessieren ihn Fragen von künstlichem Bewusstsein über die Automatisierung von Arbeit und Staat, bis hin zu KI-Kunst und Kultur. In Radio und Print ist er als „Netzexperte“ (ARD-Alpha) und „Technikphilosoph“ (DER SPIEGEL) gefragt. Er ist Gründer der Zeitschrift für Gegenwartskultur „Die Epilog“ und war von 2013 bis 2018 ihr Herausgeber und Geschäftsführer. 2014 bis 2019 organisierte er jährlich den „Digital Bauhaus Summit“, eine internationale Boutiquekonferenz zur Schnittstelle zwischen Technologie, Design und Gesellschaft in Weimar. Seit 2021 ist er alle zwei Wochen im Podcast „Mensch, Maschine!“ zu hören. Er hat in Marburg, Malmö und Weimar Medien-, Kultur- und Organisationswissenschaft studiert und sich auf technikphilosophische und -soziologische Fragen spezialisiert.

  • Journalistin und Moderatorin

    Tanja Samrotzki ist selbständige Journalistin und Moderatorin. Als Parlamentskorrespondentin berichtete sie 20 Jahre für verschiedene Fernsehsender über das politische Geschehen in Bonn und Berlin. Ihre profunde Kenntnis politischer Themen, AkteurInnen und Strukturen bringt sie ein in die lebendige Gestaltung verschiedenster Formate: Vom Kongress bis zum Streitgespräch - zu allem, was der Rede wert ist.

  • Head of foresight and labour research section, iit

    Dr. Robert Peters ist Zukunftsforscher und Politikberater am Institut für Innovation und Technik (iit). Als Leiter der Gruppe "Arbeits- und Zukunftsforschung" verantwortet er mit seinem Team Analyse- und Beratungsprojekte für Akteure aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor.