Digitalgipfel 2023 | 20. - 21. Nov 2023 Jena
Rückblick: die Abteilung Denkfabrik beim Digitalgipfel 2023 in Jena
Der diesjährige Digitalgipfel stand ganz im Zeichen der digitalen Transformation in der Zeitenwende. Die Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und die IG Metall setzten sich mit ihren Programmpunkten gemeinsam dafür ein, diese Transformation sozial, nachhaltig und partizipativ zu gestalten, immer mit dem Ziel, dass Technologie dem Menschen dient.
Am Abend des ersten Tages präsentierten KI-Projekte im Rahmen der "Civic Coding-Pitch Night" gemeinwohlorientierte Ideen. Unterstützt von BMAS, BMFSFJ und BMUV, vernetzte das Event KI-Initiatoren mit möglichen Partnern, um gemeinsam KI-Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu schaffen. Am zweiten Tag diskutierte Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, mit Expert*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft den verantwortungsvollen Einsatz von KI in der betrieblichen Praxis. Während der gesamten Veranstaltung lud zudem das KI-Infomobil aus dem Projekt KI-Studios vor dem Volkshaus zum Testen von interaktiven KI-Demonstratoren ein.
Civic Coding Pitch-Night: die Zivilgesellschaft bei der digitalen Transformation mitdenken und einbeziehen
KI-Anwendungen sozial, nachhaltig und partizipativ gestalten? Das ist möglich! Wie genau das funktioniert und welche KI-Ideen und -Anwendungen es bereits gibt, zeigten Vertreter*innen von elf gemeinwohlorientierten KI-Projekten auf der ersten Civic Coding-Pitch Night am 20. November 2023 in Jena. Einen Abend lang stand ihnen die Bühne offen, um dem Publikum aus Wirtschaft, Politik und öffentlicher Verwaltung in je fünfminütigen Pitches ihre vielfältigen KI-Vorhaben zu präsentieren.
Zu Beginn der Veranstaltung diskutierten Lilian Tschan, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), und Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), über die Wichtigkeit, Künstliche Intelligenz zur Lösung konkreter gesellschaftlicher Probleme einzusetzen, und welche Rolle das BMAS, das BMUV und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) mit ihrer gemeinsamen Initiative Civic Coding dabei einnehmen.
Im Anschluss an das Gespräch pitchten elf Teams aus ganz Deutschland ihre KI-Projekte. Sie stellten ihre Ideen und Ansätze vor, gaben Einblicke in ihren Arbeitsstand und machten das Thema gemeinwohlorientierte KI für die Teilnehmer*innen konkret und greifbar. Die Einsatzbereiche der KI-Lösungen waren breit gefächert – von Assistenz-Tools für Beratungen über Bildungslösungen bis hin zu Unterstützungsanwendungen für digitale Barrierefreiheit. Das Ziel ist dabei stets das Gleiche: innovative Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln. Weitere Informationen zu den vorgestellten Projekten finden Sie auf der Projektseite von Civic Coding.
Fishbowl – Wie man KI im betrieblichen Kontext verantwortungsvoll nutzen kann
Unter dem Titel „Arbeiten mit KI: Wie gelingt der verantwortungsvolle Einsatz von KI in der betrieblichen Praxis?“ diskutierten Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, Stefan Meffert, Geschäftsführer apra-norm Elektromechanik GmbH, Frank Remers, Konzernbetriebsrat-Vorsitzender, IBM und Prof. Dr. Julia Arlinghaus, Institutsleiterin, Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung im von Cherno Jobatey moderierten Fishbowl-Format über den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der betrieblichen Praxis. In einem kurzen Eingangsimpuls betonte Hubertus Heil das Potenzial von KI für die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland und die Chancen bei der Fachkräftesicherung vor dem Hintergrund des demographischen Wandels.
Heil unterstrich zugleich die humanisierenden Effekte von KI, die z. B. bereits im Bahnverkehr für die Einhaltung von Pausen in Schichtdiensten für mehr Sicherheit sorgt. Die Regulierung von KI müsse ausgewogen und technologieoffen erfolgen, allerdings das Wohl und die Persönlichkeitsrechte von Mitarbeitenden jederzeit in den Mittelpunkt stellen. Damit Unternehmen und Beschäftigte KI in der Breite nutzen, brauche es vor allem eines: Vertrauen. Die „Kollegin KI“ müsse von Beschäftigten von Anfang als Gewinn und Unterstützung erlebt werden. "Trust is a must" so Heil. Vor diesem Hintergrund erarbeitet das BMAS aktuell ein Beschäftigtendatengesetz.
In der Diskussion waren sich alle Teilnehmer*innen einig, dass sich die Einführung von KI an den Bedürfnissen der Menschen, die sie nutzen, orientieren muss. Prof. Dr. Julia Arlinghaus, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung, unterstrich dabei die Fähigkeit von Betriebsräten, alle Seiten im Unternehmen mitnehmen zu können. IBM Konzernbetriebsratvorsitzender Frank Remers bekräftigte diesen Aspekt: Gemeinsame Aushandlungsprozesse hätten geholfen, besser nachvollziehen zu können, dass Betriebsräte und Geschäftsführung im Kern ähnliche Perspektiven mitbringen. Beiden Seiten ginge es letztendlich um das Wohl der Firma und der Beschäftigten, die diese ausmachten.
Stefan Meffert, Geschäftsführer der apra-norm Elektromechanik GmbH, betonte die positiven Dynamiken bei der Gestaltung von internen KI-Systemen durch die Zusammenarbeit mit einem Forschungsinstitut und dem parallelen regelmäßigen Austausch mit den Beschäftigten. Sein Unternehmen verzichte beim Training von KI gänzlich auf personenbezogene Daten. Als Geschäftsführer eines mitarbeiterzentrierten Unternehmens, so Stefan Meffert, liege es ihm am Herzen, "den Menschen nicht zu einem Ding zu machen". Hubertus Heil unterstrich die Relevanz von Betriebsvereinbarungen als „Checks and Balances“ zwischen Beschäftigten- und Unternehmensinteressen. KI kann – das zeigten die Erfahrungen – besser in Betrieben eingeführt werden, in denen auf Augenhöhe gearbeitet werde.
Die Diskussion verdeutlichte, dass der verantwortungsvolle Einsatz von KI technologische, gesellschaftliche und ethische Herausforderungen birgt. Eine breite gesellschaftliche Diskussion und eine positivere, weniger auf das Schüren von Ängsten und Vorurteilen basierende Kommunikation sind zentrale Aspekte, um die Chancen von KI-Technologien zu nutzen und den Vertrauensaufbau zwischen Unternehmensführung und Beschäftigten zu fördern.
KI-Studios - Künstliche Intelligenz im Job: Erleben. Begreifen. Mitgestalten.
Mit dem Projekt KI-Studios – KI-Erlebniswerkstätten für die partizipative Gestaltung betrieblicher KI-Anwendungen macht das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO und der Universität Stuttgart ein niedrigschwelliges Angebot, um KI auch in kleine und mittelständische Betriebe zu bringen und KI-Anwendungen von Anfang an gemeinsam mit den Beschäftigten zu entwickeln. Deutschlandweit werden Unternehmen aller Branchen, insbesondere KMU und Handwerk, über die Potenziale von KI und ihre Anwendungsmöglichkeiten im Arbeitsalltag informiert. Neben den Entscheider*innen in den Betrieben sollen auch die Beschäftigten und Interessensvertretungen für Potenziale, aber auch Risiken sensibilisiert werden. Im Projekt werden interaktive Demonstratoren entwickelt, mit denen Beschäftigte in stationären und mobilen KI-Studios in realistische Arbeitssituationen, etwa in der Buchhaltung oder Personalplanung, eintauchen können. Direkt vor dem Jenaer Volkshaus lud das KI-Infomobil des Projekts das Publikum dazu ein, die Demonstratoren selbst auszuprobieren.
Weitere Informationen zum KI-Infomobil finden Sie auf unserer Webseite.