Warum eine Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft?
Der Dialogprozess Arbeiten 4.0 hat gezeigt: Die digitale Transformation braucht Netzwerke und Kooperationen, die es bislang nicht gibt. Hier setzt die Denkfabrik an.
Die Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft ist als BMAS-eigener Experimentierraum eine Konsequenz aus dem Dialogprozess Arbeiten 4.0 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Bis Ende 2016 waren Fachwelt und Öffentlichkeit aufgerufen, Arbeit gemeinsam weiter zu denken und Vorschläge zur Gestaltung einer digitalen Arbeitswelt zu formulieren. Der Dialogprozess zielte explizit auf die sozialen Bedingungen und Spielregeln guter Arbeit in einer digitalen Arbeitsgesellschaft ab. Im Vordergrund stand dabei immer die Frage, wie aus technologischem Fortschritt auch sozialer Fortschritt werden kann.
Meilensteine des Dialogprozesses Arbeiten 4.0, den das BMAS 2015 startete, waren: Die Auftaktkonferenz, das Grünbuch, der Fach- und Bürgerdialog, Expertenworkshops, das Futurale Filmfestival und das Wertewelten-Tool, mehrere Werkhefte, Werkstattgespräche und die Abschlusskonferenz.
Die Ergebnisse des Dialogs finden sich gebündelt im Weißbuch Arbeiten 4.0 [PDF]. Das Weißbuch zeigt aber auch die Grenzen bestehender Strukturen auf. Viele der benannten Herausforderungen setzen voraus, dass neue Netzwerke und Kooperationen entstehen, in denen sich Institutionen, Akteure und politische Ebenen vernetzen, die bisher zu wenig miteinander interagieren oder auf unterschiedlichen Ebenen arbeiten. Sie setzen außerdem die Bereitschaft voraus, gemeinsam neu zu denken und neue soziale Kompromisse zu erarbeiten.
Verhandeln, entwickeln, vernetzen
Hier kommt die Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft ins Spiel. Als wissenschaftlich arbeitende und interdisziplinäre Organisationseinheit im Bundesministerium für Arbeit und Soziales kommt ihr die Aufgabe zu, fachbezogene Analysen von Trends und Entwicklungen in einer strategisch ausgerichteten Vorschau aller arbeits- und sozialpolitisch relevanten Prozesse zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Ihr Selbstverständnis ist es, interne und externe Perspektiven zusammenzubringen und Wissenschaft, Praxis und Sozialpartner zu vernetzen.
Handeln für eine soziale digitale Arbeitswelt
Die Entwicklung möglicher Zukunftsszenarien bildet die Grundlage für die Gestaltung von Politik in der Gegenwart. In was für einer Gesellschaft wollen wir 2040 leben? Welches Szenario erscheint nicht nur realistisch, sondern auch erstrebenswert? Und welche konkreten Weichenstellungen sind dafür heute sinnvoll und notwendig? Die Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft arbeitet vor dem Hintergrund grundsätzlicher und langfristiger Analysen gemeinsam mit ihren Partnern an der Lösung konkreter, praktischer Fragen, die sich heute stellen.
BMAS eigener Experimentierraum
Eine Idee, die innerhalb des Dialogprozesses entstanden ist, sind Lern- und Experimentierräume. Sie sind ein Instrument, mit dem Unternehmensleitung und Beschäftigte gemeinsam und in einem kreativen Prozess Lösungen für die Arbeitswelt 4.0 entwickeln. Denn für eine gelungene Arbeitswelt 4.0 gibt es keine Blaupause, weder für Unternehmen noch für die Gesellschaft. Es braucht daher Räume, in denen Unternehmensführungen und Beschäftigte gemeinsam innovative Arbeitskonzepte ausprobieren können: Wie kann man digitale Technologien nutzen, um die Arbeit zu erleichtern? Welche neuen Arbeitszeitmodelle sind möglich, welche Arbeitsplatzgestaltung ist denkbar, um den betriebswirtschaftlichen Anforderungen ebenso gerecht zu werden wie den Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen nach mehr Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort? Wie kann die Digitalisierung helfen, älteren Beschäftigten oder Kolleg*innen mit Behinderungen mehr Teilhabe zu ermöglichen? Die digitale Transformation wirft viele Fragen auf, auf die es keine pauschalen oder abschließenden Antworten gibt. Aber es gibt die Möglichkeit zum gemeinsamen Probieren und Experimentieren, Scheitern und Verwerfen, Lernen und Verbessern.
Die Denkfabrik ist der BMAS eigene Experimentierraum. Sie arbeitet - anders als die klassische Verwaltung, die eine hierarchische Säulenstruktur mit chronologischen Abläufen hat - in einer Matrix-Struktur, in der komplexe Themen, Perspektiven und Arbeitsweisen ineinandergreifen. Um sich den Themen aus verschiedenen Anforderungen zu nähern und unterschiedliche Perspektiven einzufangen, werden die Themen verstärkt mit agilen Methoden wie Design Thinking, Working out Loud, Labs und in partizipativen Co-Creation-Prozessen erarbeitet.