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Künstliche Intelligenz

Wie verändert KI die Arbeitswelt von heute und morgen? Das ist der aktuelle Forschungsstand

Veröffentlicht am 17. Feb 2022

Wie wirkt sich Künstliche Intelligenz (KI) auf Arbeit und Beschäftigte aus? Das untersucht das von der Abteilung Denkfabrik geförderte Forschungsprojekt ai:conomics. In einem ersten Schritt haben die Wissenschaftler*innen den aktuellen Forschungsstand zum Thema in einem Kurzdossier zusammengetragen. Die wichtigsten Erkenntnisse: KI hat das Potential, die Arbeitswelt stärker und vielfältiger zu verändern als bisherige Technologien. Welche Ausprägungen dies annimmt, kann die Gesellschaft mitentscheiden und mitgestalten.

Die Arbeitswelt der Zukunft wird von Künstlicher Intelligenz (KI) geprägt sein. Doch was das im Detail für Unternehmen, Beschäftigte und Sozialpartner bedeutet, ist noch unklar. Um die komplexen Auswirkungen des Einsatzes von KI in der Arbeitswelt zu verstehen und künftig positiv mitgestalten zu können, braucht es daher zunächst ein breites Wissensfundament: Wo steht die Forschung bei diesem Thema? Welche aktuellen Annahmen lassen sich zugrunde legen? Antworten zu diesen Fragen haben die Wissenschaftler*innen in dem von der Denkfabrik geförderten Forschungsprojekt ai:conomics zum Auftakt in einem Kurzdossier zusammengetragen.

Auf folgende Erkenntnisse lässt sich der bisherige Forschungsstand zusammenfassen:

1. KI hat das Potential, die Arbeitswelt stärker zu verändern als bisherige Technologien

Bisherige technologische Innovationen wie Computerisierung, Automatisierung und Robotisierung zielten vor allem auf eines: die Arbeit der Menschen durch die Übernahme einfacher Routinetätigkeiten zu erleichtern. Die Basis hierfür waren automatisierte Abläufe durch explizite Regeln und manuell geschriebene Computerprogramme. KI ist anders: Sie ist selbstlernend, kann selbstständig Verbindungen ableiten und damit Menschen auch bei analytischen und komplexeren Aufgaben unterstützen, die sich in all ihren Aspekten und Elementen häufig nicht explizit und systematisch beschreiben lassen. Damit kann KI schon heute mehr Tätigkeiten übernehmen als frühere Technologien und wird sich künftig noch stärker auf Berufe und Branchen auswirken.

2. KI wird Arbeit ersetzen und gleichzeitig neue schaffen

Wird es durch den Einsatz von KI künftig weniger Arbeitsplätzen geben oder mehr? Wie schon bei bisherigen technologischen Innovationen werden auch KI-Anwendungen bestimmte, von Menschen ausgeführte Tätigkeiten übernehmen. Dies geschieht schon heute etwa bei der Sprach- und Bilderkennung. Gleichzeitig kann KI menschliche Arbeit unterstützen, ohne sie zu ersetzen, z. B. als Entscheidungshilfe bei der Krebserkennung. Mehr noch: KI kann auch völlig neue Berufe hervorbringen, etwa Spezialist*innen, die qualitativ hochwertige Datengrundlagen für die Entwicklung und den Betrieb von KI schaffen. Welche Entwicklung eintreten wird, ist noch nicht ausgemacht, sondern hängt davon ab, wie wir selbst den Einsatz von KI-Technologien heute schon und zukünftig gestalten.

3. KI führt zu neuen Qualifikationsbedarfen

Künstliche Intelligenzen werden immer besser. Und doch reichen sie bislang nicht an die Intelligenz des Menschen heran, vor allem wenn es um Aufgaben geht, die ein hohes Maß an zwischenmenschlichen und sozialen Kompetenzen oder eine ausgeprägte Kreativität erfordern. Diese sind z. B. gefragt, um Probleme zu lösen, Arbeitsinhalte und ‑ergebnisse zu kommunizieren oder in interdisziplinären Teams zusammenzuarbeiten. Der Erwerb dieser Fähigkeiten wird daher ein zentraler Faktor für künftige Arbeitskräfte sein. Welche konkreten Qualifikationsbedarfe es geben wird, ist jedoch kaum erforscht. Für die Zukunft heißt das: Menschen müssen vor allem verstehen, wie KI ihre Arbeit verändert, damit sie die benötigten Fertigkeiten für eine produktive Anwendung der Technologie entsprechend aufbauen können.

4. KI kann das Arbeitsumfeld verbessern – unter bestimmten Voraussetzungen

Die Vergangenheit zeigt, dass neue Technologien - abgesehen von den Chancen, die mit ihnen verbunden sind - auch zu mehr Unsicherheit und Misstrauen bei den Beschäftigten führen können, was sich negativ auf die Motivation, die Kooperation oder die Zufriedenheit auswirken kann. Diese Gefahr bergen auch KI-Systeme: Arbeitszufriedenheit und auch Beschäftigungsfähigkeit, etwa in Form von mentaler Gesundheit, können leiden, wenn KI zu Stress, Erschöpfung, Angst vor Überwachung oder Jobverlust führt. Dies heißt im Umkehrschluss aber auch: Eine gut konzipierte und umgesetzte KI-Anwendung kann sich positiv auf Mitarbeiter*innen auswirken, wenn sie im Arbeitsalltag zu Entlastung führt oder mehr Autonomie, Flexibilität und Kreativität ermöglicht. Für die Zukunft kommt es daher maßgeblich darauf an, dass KI-Technologie nicht zur Belastung für die Arbeitnehmer*innen wird.

5. Es braucht mehr Forschung

Über kurz oder lang wird sich KI in allen Unternehmen in unterschiedlichem Ausmaß wiederfinden. Heute lässt sich noch nicht pauschal beantworten wie sich KI auf Arbeitsplätze und Beschäftigte auswirken wird. Was es braucht, sind mehr Informationen von dort, wo KI auch eingesetzt wird: in den Unternehmen. Genau hierzu will das Projekt ai:conomics einen Beitrag leisten. Fallstudien begleiten die Praxiseinführung von KI-Technologien und können quasi unter Laborbedingungen die Auswirkungen auf Arbeitsaufgaben Qualifikationsprofile, Gesundheit und Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten untersuchen und Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen. So entstehen Erkenntnisse, die unterschiedliche Akteure einbinden und somit Politik, Wirtschaft und Sozialpartner befähigen, die richtigen Entscheidungen für einen menschenzentrierten und gemeinwohlorientierten Einsatz von KI zu treffen.