re:publica 2025 | 26. Mai 2025 Berlin
Rückblick: re:publica 25
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Wie kann die digitale Arbeitsgesellschaft gerecht & vertrauensvoll gestaltet werden, welche Potenziale hat KI in der Arbeitswelt, und wie kann die Zivilgesellschaft diese Technologie bedarfsorientiert nutzen? Diese Fragen zogen sich durch unsere Aktivitäten auf der diesjährigen re:publica 2025 mit dem Motto „Generation XYZ“. Mit dabei waren Bundesarbeitsministerin, Bärbel Bas, die Initiative Civic Coding und das KI-Infomobil der KI-Studios.
Aktuell nutzt jedes fünfte Unternehmen in Deutschland Künstliche Intelligenz (KI) – Tendenz steigend. Prognosen zufolge wird es bis 2035 kaum noch einen Job ohne KI geben. Allerdings ist der Zugang zu dieser Technologie, den erforderlichen Kompetenzen und Mitgestaltungsmöglichkeiten noch immer ungleich verteilt. Während Großunternehmen die KI-Nutzung bereits aktiv vorantreiben, setzen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) KI häufig noch zurückhaltend ein. Parallel dazu offenbart sich eine digitale Geschlechter- und Alterslücke: Am Arbeitsplatz wird KI vor allem von jungen, gut ausgebildeten Männern genutzt. Besonders deutlich wird diese Trennlinie in der KI-Entwicklung, wo lediglich jede fünfte Fachkraft weiblich ist.
Damit möglichst alle von den Möglichkeiten der neuen Technologie profitieren können, ist eine gerechte und demokratische Gestaltung des digitalen Wandels und des KI-Einsatzes in der Arbeitswelt und Gesellschaft die zentrale Herausforderung. Dies unterstrich Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas in ihrer Keynote „Gerechtigkeit in der Digitalisierung: KI für eine zukunftsgewandte Arbeitsgesellschaft“.
„Der digitale Wandel ist unsere Chance für mehr Mitbestimmung. Mehr Teilhabe. Und mehr Demokratie.“
Bärbel Bas, Bundesministerin für Arbeit und Soziales
Nur indem Beschäftigte in den Unternehmen wie auch die Zivilgesellschaft den digitalen Wandel mitgestalten, kann KI zum Wohle vieler genutzt werden. Dafür sind Befähigung, Qualifizierung und Kompetenzaufbau entscheidende Voraussetzungen. Konkret konnten das die Teilnehmenden eines Workshop des Projekts KI-Studios, das Unternehmen und Beschäftigte deutschlandweit fit für den KI-Einsatz am Arbeitsplatz macht, auf der re:publica erleben, nämlich wie interaktive Anwendungen und niedrigschwellige Beteiligungsformate die Mitgestaltung und den souveränen Einsatz der Technologie in der Arbeitswelt fördern. Denn bei der KI-Mündigkeit der breiten Gesellschaft ist noch deutlich Luft nach oben, wie die neue Civic Coding-Kurzstudie "Gemeinwohlorientierte KI: Ist die Zivilgesellschaft „AI-ready”?" belegt. Im darauffolgenden Civic Coding-Workshop konnten gemeinwohlorientierte Organisationen ihre AI-Readiness gemeinsam mit engagierten Macher*innen aus der Zivilgesellschaft schärfen.
Workshop „Künstliche Intelligenz im Job: Erleben. Begreifen. Mitgestalten.“
Der erste Workshop des Tages bot den Teilnehmenden die Möglichkeit zum intensiven Austausch mit den KI-Expert*innen des Projekts KI-Studios vom Fraunhofer IAO und der Universität Stuttgart. Gemeinsam diskutierten die Besucher*innen die Bedeutung partizipativer Gestaltungsmöglichkeiten für KI und entwickelten Strategien, wie sich Beschäftigte aktiv in diesen Prozess einbringen können. An realistischen Beispielen für KI-Anwendungen in der Arbeitswelt, zum Beispiel in der Pflege oder bei der intelligenten Dokumentenanalyse durch einen KI-basierten Einkaufsassistenten, die sie selbst ausprobieren konnten, wurde deutlich, wie die Technologie Beschäftigte am Arbeitsplatz konkret unterstützen kann – wenn sie entlang ihrer Bedürfnisse und ihrer Erfahrungen entwickelt und eingeführt wird.
Auch eines der zwei KI-Infomobile, die das Angebot der KI-Studios direkt zu den Beschäftigten in die Betriebe überall in Deutschland bringen, war ganztägig vor Ort auf der re:publica und wurde rege für Diskussionen mit den KI-Expert*innen genutzt.
Session „Startklar für KI – ist die deutsche Zivilgesellschaft „AI ready“?“
Im Anschluss folgte die Vorstellung der Civic Coding-Kurzstudie „Gemeinwohlorientierte KI: Ist die Zivilgesellschaft „AI-ready”?“ durch Dr. Julian Stubbe, Co-Autor der Studie und Mitglied der Civic Coding-Geschäftsstelle. Dabei wurde beleuchtet, inwieweit die deutsche Zivilgesellschaft „AI-ready“, also bereit und fähig ist, KI verantwortungsvoll und bedarfsorientiert einzusetzen.
Die Studienergebnisse zeigen, dass viele der über 600.000 zivilgesellschaftlichen in Bezug auf die Nutzung und Integration von KI noch in den Anfängen steckt, jedoch viel Potenzial vorhanden ist. Viele Organisationen nutzen bereits einfache KI-Tools wie Text- oder Übersetzungsprogramme, doch nur 16 % haben Zugang zu spezialisierter KI-Infrastruktur. Vielerorts fehlt es zudem an einer umfassenden Sensibilisierung von Entscheidungsträger*innen für zentrale Themen wie Datenbias und erklärbare KI. Besonders kleinere gemeinwohlorientierte Organisationen benötigen häufig externe Unterstützung, um den Anschluss an den digitalen Wandel und die KI-Entwicklungen nicht zu verlieren.
Ana Dujić, Abteilungsleiterin im BMAS, Dr. Susanne Lottermoser, Abteilungsleiterin im BMUKN und Friederike Schubart, Referatsleiterin im BMBFSFJ ordneten die Ergebnisse in der anschließenden Paneldiskussion ein und bekräftigten die Wichtigkeit der Befähigung der Zivilgesellschaft im Umgang mit der Technologie. Die Befähigung im Umgang mit KI muss als gesamtgesellschaftliches Anliegen betrachtet werden: Die Gesellschaft muss in der Lage sein, KI sicher und einfach anzuwenden - sie muss strukturell befähigt werden, mit ihr umzugehen.
Workshop „Generation Gemeinwohl - how to use tech for good“
Im anschließenden Civic Coding-Workshop erarbeiteten Teilnehmende aus gemeinwohlorientierten Organisationen gemeinsam mit kreativen und engagierten Macher*innen aus der Zivilgesellschaft und KI-Expert*innen aus der Civic Coding-Geschäftsstelle KI-Lösungen für ganz konkrete Herausforderungen in Bezug auf die AI-Readiness des Gemeinwohlsektors. Die bearbeiteten Herausforderungen reichten dabei von der KI-gestützten Automatisierung bürokratischer Prozesse bis hin zur Verbesserung der digitalen Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung. Die dort erarbeiteten Lösungsansätze und entstandenen Partnerschaften werden nun im Rahmen weiterer Angebote der Initiative Civic Coding verfolgt.
Abschließend bot sich den Teilnehmenden die Gelegenheit, beim Civic Coding-Get-together die entstandenen Partnerschaften zu vertiefen und weitere Kontakte zu knüpfen.
„Gute Arbeit, Respekt vor der Arbeitsleistung, Teilhabe und Mitbestimmung sind nicht verhandelbar. Sie sind Versprechen, die wir weiterhin einlösen müssen. Auch - und gerade - in der digitalen Arbeitswelt.“
Bärbel Bas, Bundesministerin für Arbeit und Soziales
Die komplette Session mit Bundesministerin Bas finden Sie auf dem YouTube-Kanal der re:publica.